2 Nights and 3 Days in Paris: Tag 2

So, hier dann die Fortsetzung meines kleinen Lehrgangstagebuchs vom Hitohiro Saito Aikido Lehrgang in Paris, vom 6.-8. 11. 2009:

Day 2: Sa. 7.11.09

Nach einer recht ruhigen und sogar erholsamen Nacht klingelte mein Wecker um 7:00 Uhr, jedoch bin ich erst um 7:30 Uhr wirklich aufgestanden, da ich meinen Zimmergenossen Arne nicht wecken wollte. Dann aber im Bad frisch gemacht und auf zum Frühstück. Typisch Französisch mit Baguette. 😀

Das erste Training für mich fand dann um 9:30 Uhr statt. Die Einheit um 8:15 Uhr war nur für die Dan-Träger reserviert.

Am Dojo angekommen verfolgte ich interessiert die Einheit der Dan-Träger und war schon ein wenig traurig, dass ich dort nicht mitmachen durfte. Es wurde Ken tai jo geübt. Formen die ich aus dem Training daheim auch kenne. Es war wirklich sehr interessant den unterschiedlichen Dan-Trägern aus allerlei Ländern zuzuschauen.

Dann endlich wurde angegrüßt zur Bukiwazaa Einheit. Jo war das Thema. Wenn ich es auf die Entfernung richtig verstanden hatte, haben wir einen Teil der Juichi no Kata gemacht(allerdings finde ich im Net nicht wirklich was dazu, vielleicht hab ich mich auch nur verhört). Welche für mich was ganz Neues war. Habe aber doch recht schnell hereingefunden.

Anschliessend wurden noch ein paar Suburi gemacht: Katate gedan gaeshi, katate toma uchi, katate hachi nuji gaeshi und hasso gaeshi uchi.

Dann kamen die Partnerformen:

Die erste Form war die „juichi kumi jo“ (wenn es diese juichi no Kata denn gibt 😉 ), welche eben auf der Kata am Anfang basierte. Wenn ich sie noch richtig zusammenkriege, kann ich sie ja vielleicht mal Ralf Sensei zeigen und er weiß mehr dazu. Daran wurden noch ein paar Kumijo Formen gemacht, inklusive diverser Variationen (Henka wazaa).

Zum Bsp.: Uke stößt gedan, Nage geht in Gedan Gaeshi, Uke stößt chudan, Nage wehrt ab und beendet mit einem tsuki. Oder die Kumijo Form: Uke stößt chudan, Nage nimmt den Stoß auf und setzt einen tsuki zum Kopf, Uke lässt sich zur Seite mit einem Step „rausfallen“ und schlägt dann Yokomen zum Knie von Nage, Nage blockt mit dem Jo, indem er sich leicht eindreht, Uke stößt nochmal chudan, Nage weicht von der Linie und beendet mit chudan tsuki. Hier gab es eine interessante Henka Form:

An der Stelle wo Nage sich etwas eindreht und seinen Jo an Stelle seines Beines stellt, hebt Nage nun das Bein hoch, so dass er nur auf dem hinteren Bein steht bei der Abwehr. Mit dem wieder absetzten des Beines bringt sich Nage direkt in Position für einen Konter-Tsuki, zum beenden der Form.

Bei der Kumijo mit dem Katate Tome Uchi, gab es noch die Variante, das nicht mit einem Tsuki am Ende abgeschlossen wird, sondern mit einem Shomen Uchi.

Geübt wurden die Formen immer in der 1. Stufe (Stop and Go) und der 2. Stufe (beide Partner führen 1 Aktion zeitgleich aus, dann kurze Pause, und nächste Aktion), die Dan-Träger haben natürlich auch in der 3. Stufe (Awase) geübt.

Ich hatte diese Einheit mit einer Dame trainiert, welche auch ein Kyu-Grad war (welcher ist schwer zu sagen, da alle Kyu-Grade nur einen weißen Obi trugen).

Nach einer 10 minütigen Pause war die Taijutsu Einheit dran. Diese wurde traditionell mit Tai no Henko, Ki no nagare und Morote dori Kokyuhonage eröffnet. Danach gehörte die Einheit ganz der Katame Wazaa (Hebeltechniken).

Angefangen mit Ikkyo Omote aus Shomen Uchi, anschliessend Ikkyo Ura und dann beide Formen noch aus Yokomen Uchi. Die gleiche Prozedur folgte dann noch mit Nikkyo und Sankyo. Sensei zeigte zwischendurch immer wieder, was funktioniert und was zu beachten ist, leider wie auch schon am Tag zuvor, kam akkustisch fast nichts über die Distanz an, ausser der französischen Dolmetscherin Nanako, die ich leider nicht verstand (wegen meiner schlechten französisch Kenntnisse). Ich versuchte also so gut es ging zuzusehen und wie so oft sieht es immer leichter aus, als es in Wirklichkeit ist. 😉

Bei Nikkyo Ura, fiel mir etwas besonders auf: Nach dem Verhebeln im Stand, schneidet Hitohiro Sensei den Ellebogen beim runterführen, statt zu greifen. Das ist anders, als wie ich es bei uns im Dojo kennen gelernt habe. Interessant. Ansonsten muss ich sagen ist vieles so, wie wir es auch trainieren.

Nach dem Training wurden noch Dan Urkunden von Hitohiro Sensei überreicht und eine Foto Session abgehalten. Es gab Gruppenfotos nach Ländern sortiert. Hier dachte ich schon, dass ich alleine neben Hitohiro Sensei sitzen würde, doch wie sich herausstellte, gab es doch noch  4 oder 5 weitere Deutsche Aikidoka dort. Ein paar waren aus Erlangen und die anderen aus Augsburg angereist. Einer der Leute meinte sogar, dass er meinen Lehrer Ralf „von früher“ kennen würde. Die Welt ist klein. 😀

Nach einer Dusche ging es dann zum Mittagessen, was scheinbar alle dachten, sogar Hitohiro Sensei. Irgendwie hatte es schon was ihn so zwischen den vielen französisch sprechenden Leuten zu sehen. Ich frage mich, ob es ihm so ging wie mir: „Was zum Teufel reden die da?“ 😉

Nach dem Essen entschloß ich mich, ein wenig über das Gelände des CDFAS zu spazieren.

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Das CDFAS ist echt ein beeindruckendes Sportzentrum. Sie haben riesige Hallen und Fußball-, Basketballplätze und natürlich auch alles für die Leichtathleten.

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Was es mir besonders angetan hat, ist ein kleiner Parkour den sie dort haben. Er umfasst eine Laufstrecke mit mehreren kleinen Stationen, welche unterschiedliche Übungen darstellen.

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Von Hangelstangen, Klimmzugstangen, Schwebebalken, Dehnstangen, Mauern über Slalomhindernissen ist echt alles dabei.

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Das schöne ist, dass die Stationen aus Holz und vielleicht mal ein paar Metallstangen gebaut sind, was dem Ganzen einen natürlichen Touch gibt. Es sieht fast aus wie bei einem Kinderspielplatz bei uns. Naja, so hab ich mich beim erkunden auch gefühlt. 😉

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Um 16:15 Uhr startete dann das 2. Training des Tages. In den ersten 75 Minuten standen wieder Bukiwazaa an, diesmal Ken.

Zu Beginn hab es als Suburi, Yokomen Uchi schlagen auf der Stelle, wobei man nur eine gedachte (Angriffs-)Linie immer überquerte. Danach ging es auch schon an die Partnerformen. Dieses mal habe ich einen französischen Dan-Träger erwischt, welcher leider außer französisch nichts anderes sprach. Wir hatten also schon unseren kleinen Kommunikationsprobleme, aber mit den japanischen Begriffen und Zeichensprache haben wir doch den Kontakt hergestellt. 😀

Als erstes war Go no Ken Awase angesagt, und ich durfte gleich viel Korrektur zu meinem Yokomen einfahren. Erst dachte ich, die trainieren ihn einfach anders, doch mit der Zeit stellte ich fest, dass meiner wirklich nicht so ideal ausgeführt war und es gar nicht soviel Unterschied gibt. Im Anschluß wurden noch die Kumitachi von 1-4 geübt, jeweils mit einer oder mehreren Henka Formen.

Hier habe ich, bei einer Henka Form zur 3. Kumitachi, wo dann zum Abschluss mit dem Schwert die Hand von Uke begleitet wird, so dass man ihm beim heben des Schwertes aus dem Gleichgewicht bringt, einen interessanten Unterschied zu der mir bekannten Version festgestellt: Die Fußarbeit.

Statt auf (von Nage gesehen) Ukes rechte Seite zu steppen und ihn zu kontrollieren, wurde auf die linke Seite gerutscht. Eine interessante Variante, wo ich allerdings merkte, dass ich in meiner ungeübten Ausführung doch sehr aufpassen und Kraft aufbringen muss, damit Uke meinen Arm nicht einfach wegschiebt.

In der Taijutsu Einheit ging es, vom anfänglichen Tai no Henko und Ryote dori Kokyuhonage, ausschliesslich um Koshi nage. Ja richtig, volle 60 Minuten Koshi in allen Variationen. Da war man schon echt dankbar, dass aus Platzgründen von mir und meinem Partner aufs werfen verzichtet worden war.

Eine lustige Geschichte dazu: Manchmal muss man erst 20 Minuten miteinander trainieren und sich in englisch unterhalten/korrigieren, bis man merkt, dass der anderer auch Deutscher ist.

Nach dem Training stellte ich dann fest, dass sich doch ein netter Muskelkater in den Oberschenkeln bemerkbar machte, welcher sich auch noch bis Montag halten sollte. 😉

Am Samstagabend gab es dann eine Party, dazu wurde ein großer Raum in der Halle, in welcher das Dojo war, bereitgestellt.

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Hier gab es ein nettes kleines Buffet mit kalter Vorspeise und warmen Hauptgang und natürlich auch feiner Konditorware als Dessert. Und auch am anderen Ende wurde nicht gegeizt, so gab es einen Aperetif, Wein, Bier, Rum, Vodka und alles was das Herz so begehrte. Nach einem anfänglichen „Kampai!“ für Sensei, gab es noch den Moment, indem man, sofern man denn eines hatte, Geschenke an Sensei überreichen konnte. Während dem Essen, spielte übrigens eine kleine 3 Mann Band (Bass, Keyboard/Xylophon und Saxophon) eine Mischung aus Jazz und Fahrstuhlmusik.

Hier stellte ich fest, dass Sensei schon ein „Ladiesman“ ist. Zumindest, schien er gerade die weibliche Gesellschaft doch sehr zu geniessen. Wobei ich an dem Abend auch nix gegen eine Nackenmassage gehabt hätte. 😉

Gegen 23 Uhr, verabschiedete sich Sensei. Durch das Jetlag war er dann doch müde und entschuldigte sich dafür mehrmals. Und er dankte allen, für den tollen Lehrgang, das Essen und die Party.

Hier habe ich übrigens auch eine Gruppe aus Schottland kennen gelernt, die mit mir an einem Tisch saß. Ein lustiger Haufen und gerade die Sticheleien zwischen Steven (dem schottischen Sensei) und Stefan (einem Sensei aus der Slowakei) waren sehr erheiternd. Aber auch die Franzosen wussten zu feiern, als dann nach der Band Musik „vom Band“ kam, wurde gleich fleissig das Tanzbein geschwungen.

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Als ich mich dann etwas später auch von der Party verabschiedete, weil ich doch müde wurde, traf ich in der Herberge auf ein paar Bekannte Gesichter. Die oben bereits genannte Schottengruppe hatte sich in dem Foyer der Herberge breit gemacht mit Whiskey und Bier. Mit einem „Do you want a beer?“, wurde ich dann auch noch direkt in die Runde eingeladen. Und aus einem Bier wurden ein paar mehr und aus ein paar Minuten wurden dann doch Stunden.

Leicht angeheitert, müde, aber doch ganz glücklich ging es dann nach 1 Uhr ins Bett, um vor dem letzten Tag des Lehrganges, doch noch ein wenig Schlaf zu bekommen.

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